Immer mehr von E-Bussen elektrisiert – nur nicht die Hersteller
Eine Übersicht über Marktangebot und Förderprogramme für Kommunen
Elektrobusse im öffentlichen Nahverkehr gewinnen weiter an Fahrt. Allerdings gilt dies mehr für die Debatte darüber als für die tatsächliche Anzahl derzeit elektrisch betriebener Busse auf unseren Straßen. Vor allem wächst bei den Kommunen und Verkehrsbetrieben die Nachfrage nach ebensolchen Bussen – insbesondere mit Blick auf die Probleme mit der Luftreinhaltung in den Städten. Bund und Land fördern die Anschaffung der Busse.
Entwicklung der Nachfrage
Derzeit sind in Deutschland 209 Elektrobusse zugelassen, wovon 114 Batterie-, 15 Brennstoffzellen- und 80 Oberleitungsbusse sind. Ende 2021 dürften deutlich mehr als 500 E-Busse auf Deutschlands Straßen unterwegs sein.
In Hamburg und Berlin liefen im März Ausschreibungen über je 30 E-Busse aus. Andere Städte wie Nürnberg, Darmstadt und Köln planen ebenfalls große Anschaffungsmaßnahmen von Bussen mit alternativen Antrieben. Wiesbaden möchte bis 2022 seinen Nahverkehr vollständig emissionsfrei gestalten. Doch nicht alle Verkehrsbetriebe sind von einem schnellen Wechsel auf neue Antriebe überzeugt. Zum Beispiel die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) modernisiert ihre Flotte zwar, allerdings war von den 25 neuen Fahrzeugen 2017 keines vollelektrisch. Als Gründe werden Lade- und Reichweitenprobleme angegeben sowie die mit Diesel betriebene Klimaanlage/Heizung.
Hersteller
Die deutschen Hersteller profitieren von der anziehenden Nachfrage noch nicht.
Die Daimler-Tochter EvoBus bereitet aktuell die Serienproduktion des Citaro Electric vor, einem rein elektrischen Bus (also ohne dieselbetriebene Heizung). Die ersten Fahrzeuge sollen Ende 2018 an die Verkehrsbetriebe Rhein-Neckar ausgeliefert und dort im Linieneinsatz erprobt werden. MAN will dieses Jahr elektrische Busse in einigen Städten testen und erst ab Ende 2019 in Serie bauen.
Anders stellt sich die Situation beispielsweise beim polnischen Hersteller Solaris dar. Schon 2013 waren knapp 100 Elektrobusse von Solaris unterwegs und 2018 wird der tausendste E-Bus von Solaris auf die Straße kommen. Weitere Konkurrenz für deutsche Hersteller kommt aus China. Hier ist zuerst BYD zu nennen, seit 2016 der weltweit größte Hersteller von Elektrofahrzeugen. BYD ist auch Hauptlieferant der weltweit größten Elektrobusflotte in Shenzhen, dem „Silicon Valley Chinas“. In der 12-Millionen-Metropole sind seit Ende 2017 ausschließlich Batterieelektrobusse im Einsatz: 16.395 Stück.
Förderung
E-Busse sind in der Anschaffung etwa doppelt so teuer wie Dieselbusse. Nach Schätzungen von Daimler wird zumindest mittelfristig der Elektrobus mit höheren Kilometerkosten als der Dieselbus verbunden sein. Deshalb ist eine gute Förderung wichtig. Das Land Baden-Württemberg übernimmt 50 Prozent der Mehrkosten bei der Anschaffung eines E-Busses oder bei der Umrüstung, maximal 100 000 Euro. Zusätzlich gibt es künftig die Möglichkeit, mit dem sogenannten „BW-e-Bus-Gutschein“ 10.000 Euro als Unterstützung bei den Betriebskosten zu bekommen. Diese Förderung können Unternehmen beantragen, die Bundesförderung erhalten. Für Unternehmen mit erhöhtem Beratungsbedarf bietet das Land darüber hinaus künftig Beratungsgutscheine im Wert von 2.500 Euro an.
Seit März dieses Jahres gibt es auch ein Förderprogramm des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und nukleare Sicherheit (BMU). Der Förderhöchstsatz für die Anschaffung batterieelektrischer Busse liegt bei 80 Prozent der Investitionsmehrkosten im Vergleich zur Anschaffung von Dieselbussen. Bei Plug-In-Hybridbussen und Ladeinfrastruktur werden bis zu 40 Prozent der Mehrkosten übernommen.
Auch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) fördert unter anderem mit dem Programm „Saubere Luft“ die Investitionsmehrkosten bei der Beschaffung von Elektrobussen mit bis zu 75 Prozent (40-60 Prozent bei wirtschaftlich tätigen Unternehmen).
Matthias Gastel MdB, Mitglied im GAR-Vorstand Dieser Beitrag wurde für den GAR-Rundbrief gekürzt. Auf www.matthias-gastel.de ist der Beitrag in voller Länge nachzulesen.