Kommunale Gesundheitsfachkraft für schwierige Sozialräume

Im letzten Mannheimer Kinder- und Jugendgesundheitsbericht wurde deutlich, dass der Versorgungsgrad mit gesundheitlichen Dienstleistungen in Sozialräumen mit besonderen sozialen Belastungen, oft nicht in dem notwendigen Maß gewährleistet ist. Die Lösung: Zukünftig plant die Stadt eine Gesundheitsfachkraft für die herausforderndsten Sozialräume zu beschäftigen, so Gesundheitsbürgermeister Dirk Grunert. Mehr hier...

Mannheim: Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung angehen

von Dirk Grunert, Bürgermeister für Bildung, Jugend u. Gesundheit Stadt Mannheim

 

Im Jahr 2019 veröffentlichte die Stadt Mannheim den ersten Kinder- und Jugendgesundheitsbericht. Der Kinder- und Jugendgesundheitsbericht ist ein Monitoring- und Analyseinstrument und somit die Grundlage für die künftige Gestaltung der Gesundheits- und Bildungslandschaft für Kinder und Jugendliche in Mannheim.

„Der Gesundheitsmarkt versagt.“
Dirk Grunert, Bürgermeister Stadt Mannheim

Der Bericht verdeutlichte, dass der Versorgungsgrad mit gesundheitlichen Dienstleistungen in Sozialräumen mit besonderen sozialen Belastungen bezogen auf Kinder und Jugendliche oft nicht in dem notwendigen Maß gewährleistet ist – der Gesundheitsmarkt versagt.
Insbesondere ist festzustellen, dass es keine Kinderarztpraxen in den schwierigsten Stadtteilen mit gleichzeitig hohen Kinderzahlen gibt, während sich in besser situierten, aber kinderärmeren Stadtteilen Praxen ballen (Sozialraum 1: 7 Praxen auf ca. 4.500 Kinder, Sozialraum 5: 0 Praxen auf ca. 9.000 Kinder). Ähnliches gilt für die Versorgung mit Hebammen, auch hier ist eine sehr ungleiche Verteilung der Tätigkeitsbereiche zu beobachten. In den schwierigsten Stadtteilen ist fast ein Drittel aller Familien ohne Hebammenbetreuung nach der Geburt eines Kindes, während es in den finanziell besser gestellten Stadtteilen nur ca. 4 % der Familien sind.

 

Im Rahmen der Haushaltsberatungen im Dezember 2021 wurde beschlossen, dass die Stadt versuchen soll dieses Marktversagen zu korrigieren, auch wenn die Zuständigkeit für Hebammenversorgung und Sitzverteilung von Kinderpraxen nicht bei der Kommune liegt. Aber dieser Ungleichheit in der Gesundheitsversorgung kann die Stadt nicht tatenlos zuschauen. Die Stadt soll zukünftig eine Familienhebamme bzw. Gesundheitsfachkraft für die herausforderndsten Sozialräume beschäftigen, die finanzielle Grundlage dafür wurde beschlossen. Die Erarbeitung eines entsprechenden Konzepts und dessen Umsetzung stehen nun für das Jahr 2022 an.

 

Darüber hinaus wird die Stadt das Gespräch mit der Kassenärztlichen Vereinigung suchen, um das Thema der Ansiedlung von Kinderarztpraxen zu besprechen und nach gemeinsamen Lösungen (wie z.B. Zweigstellen) zu suchen.

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